Unsere Forschung zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Wie gelingt es uns gesellschaftlichen Zusammenhalt und Spaltung besser zu verstehen? In unserer Forschung und unseren Studien machen wir sichtbar, wie sich bestimmte gesellschaftliche Perspektiven über die Bevölkerung verteilen. 

Gesellschaft verstehen

Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt gemeinsam mit unseren Partnern stärken zu können, wollen wir zunächst besser verstehen, was eigentlich in unserer Gesellschaft vor sich geht. Was verbindet die Menschen in Deutschland, was trennt sie? Wie entwickeln sich Vertrauen, kollektive Streitfähigkeit und andere wichtige Kenngrößen? Auf diese Fragen suchen wir nach Antworten – und zwar mit anspruchsvoller Sozialforschung.

Für unser Verständnis der gesellschaftlichen Dynamik wollen wir ausreichend tief bohren: Wir untersuchen nicht nur kurzfristige Einstellungen der Menschen zu tagesaktuellen Debatten, sondern interessieren uns ganz grundlegend für die Normen, Überzeugungen und Hintergründe, die sie antreiben und ihr jeweiliges Selbstverständnis in der deutschen Gesellschaft prägen. Dafür nutzen wir einen neuartigen Forschungsansatz, der sozialpsychologische Erkenntnisse mit Instrumenten der Meinungsforschung verbindet. So können wir "von der Wurzel her" nachvollziehen, wo, wie und warum es zwischen bestimmten Gruppen von Menschen in manchen Fragen zu Spannungen kommt – aber auch, wo es Potenziale für Gemeinsamkeit gibt.

Zusammenhalt fördern heißt auch, mit Unterschieden in der Gesellschaft umzugehen. Deswegen machen wir über statistische Verfahren sichtbar, wie sich bestimmte gesellschaftliche Perspektiven über die Bevölkerung verteilen. Mit der sogenannten Segmentationsforschung identifizieren wir Gruppen von Menschen mit jeweils ähnlichen Werten und Grundüberzeugungen, die sich von anderen in ihrer Sichtweise auf die gesellschaftliche Realität unterscheiden.

Die sechs gesellschaftlichen Typen

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In unserer 2019 veröffentlichten Studie "Die andere deutsche Teilung" haben wir sechs gesellschaftliche Typen innerhalb der Bevölkerung identifiziert. Sie haben aufgrund ihrer Werte und Grundüberzeugungen jeweils eine eigene charakteristische Sichtweise auf Gesellschaft. Seither sind die sechs Typen die Grundlage unserer weiterführenden Forschung dazu, wie unterschiedliche Menschen in Deutschland zu wichtigen Themen unserer Zeit denken, wo es Verbindendes und wo es Trennendes gibt. Hier sind die einzelnen Typen mit den ihnen wichtigen Kernmotiven:

  • Die Offenen: Selbstentfaltung, Weltoffenheit, kritisches Denken
  • Die Involvierten: Bürgersinn, Miteinander, Verteidigung von Errungenschaften
  • Die Etablierten: Zufriedenheit, Verlässlichkeit, gesellschaftlicher Frieden
  • Die Pragmatischen: Erfolg, privates Fortkommen, Kontrolle vor Vertrauen
  • Die Enttäuschten: (verlorene) Gemeinschaft, (fehlende) Wertschätzung, Gerechtigkeit
  • Die Wütenden: Nationale Ordnung, Systemschelte, Misstrauen
Zum Quiz Gesellschaftliche Typen

Die Dreiteilung der Gesellschaft

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Aus der Dynamik dieser verschiedenen gesellschaftlichen Typen untereinander ergibt sich eine Dreiteilung der Gesellschaft, die quer zu bis dato diskutierten Trennlinien in der Bevölkerung verläuft:

Die gesellschaftlichen Stabilisatoren, bestehend aus den Etablierten und den Involvierten. Sie zeichnen sich insbesondere durch große Zufriedenheit, starke gesellschaftliche Einbindung und stabile Vertrauensbezüge aus. Während die Involvierten in politischer Hinsicht eher Parteien im progressiven Spektrum zuneigen, tendieren die wertkonservativen Etablierten stärker als andere Typen zu den Unionsparteien.

Die gesellschaftlichen Pole, bestehend aus den Offenen und den Wütenden. Sie bilden die Extreme des gesellschaftlichen Diskurses und sind mit ihren Positionen öffentlich überdurchschnittlich präsent. Politisch unterstützen die Offenen in der Regel überdurchschnittlich oft die Grünen, während die Wütenden stärker als alle anderen Typen zur AfD neigen.

Das unsichtbare Drittel, bestehend aus den Enttäuschten und den Pragmatischen. Sie sind sowohl menschlich als auch politisch wesentlich schlechter eingebunden und legen ein hohes Maß an gesellschaftlicher Desorientierung an den Tag. Auf diese Weise fliegen sie „unter dem Radar“ der öffentlichen Aufmerksamkeit. Politisch sind sie häufig heimatlos oder neigen dazu nicht wählen zu gehen. In ihren Reihen finden sich viele Jüngere und auch Menschen mit Migrationshintergrund.

Zur Studie "Die andere Teilung"

Sozialpsychologischer Forschungsansatz

Mit unserem sozialpsychologischen Ansatz gehen wir über gängige Meinungsforschung hinaus, die in der Regel politisch-gesellschaftliche Einstellungen der Menschen entlang von parteipolitischen und soziodemografischen Variablen (z. B. Alter, Bildung, Geschlecht) auswertet und auf dieser Ebene nach Verbindungs- und Trennlinien sucht. So wagen wir bewusst einen frischen analytischen Blick auf Gesellschaft, der andere Ansätze nicht ersetzt, sondern ergänzen soll.

In der Regel verbinden wir in unseren Studien quantitative mit qualitativen Methoden. In hochwertigen quantitativen Erhebungen gewinnen wir belastbare Daten zu Einstellungen und Normen in der Bevölkerung, während uns qualitative Forschungsgespräche die Möglichkeit zur Exploration, Einordnung und Nuancierung von Befunden geben. Für unsere Erhebungen in Deutschland arbeiten wir mit anerkannten Meinungsforschungsinstituten zusammen. Mit den beiden Anbietern KANTAR und YouGov haben wir jeweils bereits mehrere Vorhaben durchgeführt.

Länderübergreifendes Forschen und Lernen

Wir betreiben unsere Forschung nicht nur in Deutschland, sondern auch mit jeweils eigenen Teams in unseren anderen Ländern: USA, Frankreich, Großbritannien und Polen. Gemeinsam entwickeln wir unsere Methoden weiter und lernen bei Forschungsinstrumenten sowie -inhalten regelmäßig voneinander. Außerdem führen wir manche unserer Forschungsprojekte länderübergreifend durch, was uns direkte Vergleiche zwischen den gesellschaftlichen Dynamiken in den einzelnen Ländern ermöglicht.

Zusammenarbeit mit Universitäten

Um sicherzugehen, dass unsere Studien neue und wertvolle Einsichten hervorbringen, arbeitet More in Common von Beginn an mit Akademikerinnen und Experten aus der Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie zusammen. Diese Partnerschaften erlauben es uns, unsere Erkenntnisse besser an den akademischen Forschungsstand anzuknüpfen, und darauf aufzubauen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit haben wir beispielsweise Methoden wie den Implicit Association Test (entwickelt an der Harvard University) und die Moral Foundations Theory (entwickelt von Dr. Jonathan Haidt) in unser Instrumentarium aufgenommen. Der regelmäßige Austausch mit Forschern hilft uns, uns mit neuen Forschungsmethoden und  Erkenntnissen auseinanderzusetzen.