Wie blicken die Menschen in Deutschland nach einem Jahr Preiskrise auf ihre persönliche Lage, die Gesellschaft und die Politik? In unserer neuen Studie „Zukunft, Demokratie, Miteinander“ haben wir zu diesen Fragen geforscht.
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Wie blicken die Menschen in Deutschland nach einem Jahr Preiskrise auf ihre persönliche Lage, die Gesellschaft und die Politik? In unserer neuen Studie „Zukunft, Demokratie, Miteinander“ haben wir zu diesen Fragen geforscht.
Es ist Mitte 2023 und Deutschland ist im Krisenmodus: Die Preise steigen (weiter), die Konjunktur ist geknickt, und in der Politik wird teils überscharf über den richtigen Kurs gestritten. Parallel dazu klettert die Zustimmung für Rechtspopulisten auf neue Rekordwerte, zuletzt gewann die AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt öffentlichkeitswirksam Wahlen auf lokaler bzw. regionaler Ebene. Unsere Gesellschaft scheint ein neues Level in einem Stresstest zu erreichen, der allerdings – rechnet man die Pandemie mit – bereits ins vierte Jahr geht.
Wir wollten wissen, welche Spuren Preiskrise und Inflation bisher in der deutschen Gesellschaft hinterlassen haben. Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wie nehmen die Menschen die Handlungsfähigkeit ihrer Demokratie wahr, wie das Miteinander im Land? Und mit welchen Gefühlen schauen sie eigentlich in die Zukunft?
Um Antworten zu finden, haben wir im Mai 2023 gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut KANTAR Public eine quantitative Online-Panel-Befragung von 2.016 Menschen und im Juli 2023 qualitative Fokusgruppengespräche durchgeführt. Mit dieser Studie schließen wir an unsere Forschung vom Beginn der Preiskrise im Jahr 2022 an. Wir nutzen erneut unsere 2019 identifizierten sechs gesellschaftlichen Typen, um die gesellschaftlichen Dynamiken offenzulegen und zu nuancieren.
In dieser Studie schauen wir auf drei für den Zusammenhalt zentrale Ebenen: Die persönliche, die gesellschaftliche und die politische. Sie alle prägen das Befinden der Menschen im Land und sind deshalb relevant für den Zusammenhalt.
Sowohl in der quantitativen Forschung als auch in unseren Fokusgruppen sehen wir enorme Unzufriedenheit mit einer als zu egoistisch empfundenen Gesellschaft. Gefragt, ob sich in Deutschland jeder um sich selbst oder wir uns umeinander kümmern, stimmen 79 Prozent der Aussage zu: „jeder kümmert sich um sich selbst“. Das ist problematisch, denn Zusammenhalt ist auch auf das Vertrauen und Miteinander der Menschen untereinander angewiesen.
Wir stellen in unserer Studie ein breit geteiltes gesellschaftliches Ungerechtigkeitsempfinden fest. 80 Prozent unserer Befragten finden, dass es in Deutschland eher ungerecht zugeht. Dieses Ungerechtigkeitsempfinden, das wir seit 2019 messen, schnellt seit Beginn der Inflation nach oben. Es wird nunmehr – anders vor Beginn der Preiskrise – von allen sechs gesellschaftlichen Typen geteilt.
Unzufriedenheit existiert auch mit dem Blick auf die derzeitige Arbeit politischer Akteure. Die Krisenbewältigung der Bundesregierung scheint nicht ausreichend zu den Menschen durchzudringen. 68 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich von der Politik in dieser Krise alleingelassen fühlen. Auch in der Verantwortungszuschreibung für die derzeitige Krise hat sich etwas verschoben: Während 2022 die Mehrheit der Befragten die russische Regierung als klar verantwortlich für die steigenden Preise identifizierte, sehen nun mit 45 Prozent fast genauso viele die Bundesregierung als hauptverantwortlich (Russland: 47 Prozent).
Die beschriebene Dynamik hat auch Auswirkung auf das Zusammenhaltsempfinden der Menschen. Nur 18 Prozent der Befragten glauben, dass die Preiskrise dazu führt, dass die Menschen in Deutschland wieder stärker zusammenhalten, ein Minus von 14 Prozentpunkten im Vergleich zu Juli 2022. Dabei beschäftigt der Zusammenhalt die Menschen: 62 Prozent geben an, sich regelmäßig Gedanken über den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu machen.
Diese gesellschaftliche Lage stellt gesellschaftspolitische Akteure aus Politik, Medien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor die Herausforderung große Umbrüche zu gestalten, aber gleichzeitig das gesellschaftliche Klima im Blick zu behalten. In der Studie ordnen wir den Aufschwung der AfD sowie der politischen Unzufriedenheit insgesamt mit Hilfe unserer Forschungserkenntnisse ein und liefern Ansatzpunkte für die effektive Zusammenhalts-Arbeit der relevanten Akteure. Aus unserer Sicht gilt es, diejenigen Bindekräfte zu stärken, die unsere Gesellschaft zusammenzuhalten und ein ausreichendes Maß an Zusammenarbeit und konstruktiver Streitfähigkeit gewährleisten. Wichtig dafür sind das Vertrauen in Institutionen und Mitmenschen, Gefühle von Bürgerwirksamkeit, sowie die Debatte über Zukunftsperspektiven fürs Land.
Ein Überblick über die Inhalte
Autorinnen und Autoren
Laura-Kristine Krause
Jérémie Gagné
Projektmitarbeit
Falco Hüsson
Anna Lob
Presse
Pressemitteilung, 10.08.2023, „Neue Gesellschaftsstudie von More in Common: Inflationskrise schadet dem Zusammenhaltsgefühl der Menschen in Deutschland"
Pressemitteilung als Download
Ansprechpartnerin: Anna Lob
Telefon: +49 (0)30 20 45 98 50
E-Mail: presse@moreincommon.com
Briefings und Vorträge
Gerne bieten wir zu unserer Forschung Briefings und Vorträge für gesellschaftspolitische Organisationen an. Sie glauben, dass die Daten und ein Austausch mit unseren Forschenden für Ihre Organisation spannend sein könnten? Dann schicken Sie uns gerne eine Anfrage an deutschland@moreincommon.com
Bildmaterial
Weitere Grafiken sowie Bildmaterial in hoher Auflösung erhalten Sie auf Anfrage. Grafiken aus der Studie bitte ausschließlich mit einem Verweis auf More in Common als Quelle verwenden.